"Der Gedanke zu dieser Serie kam mir, als ich durch die Stadt ging, etwas, das immer beruhigend auf meine Psyche wirkt. Ich mag es, während meiner Spaziergänge zu beobachten, wie sich Menschen manifestieren. Ich schaue mir gerne die Architektur an, die Straßenplakate oder wie eine Mauer zerstört wurde. All diese Beobachtungen ließen mich über Zeichen nachdenken, die wir als Menschen in der städtischen Umwelt hinterlassen, die als Zeichen dafür gesehen werden können, dass wir hier sind und leben, sie können unsere Existenz bestätigen. Ich denke dasselbe über meine städtischen Eingriffe: Die Paste-ups, die ich auf die Straße bringe, sind persönliche Erinnerungen daran, dass ich existiere und zu diesem Ort gehöre, dass ich kein Zeitgespenst bin."
ENGLISH VERSION "Being outside and walking around the city always had a calming effect on my psyche. There is something special about being out – I am surrounded by a certain energy of the people, of the urban objects around me, by the vibrant hustle and bustle of life. I like to observe how people manifest themselves, I like to gaze at architecture, to look at the freshly glued street posters or at how a wall was vandalized. All these observations make me think about the marks we leave as humans in the urban environment, they can be seen as signs that we are here and alive, they can confirm our existence and become some kind of reminders of it. I feel the same about my urban interventions, the pasteups that I put on the street: they are personal reminders that I exist and belong to this place, that I am not a ghost of time. Notes to myself is a series of paste-ups that I will be showing between April 29th and May 30th at Supalife Kiosk and from the same date on, to as long as they last, you will also find them on the streets of Berlin, in different corners of the city. In Addition to the paste-ups I will be releasing 3 screen prints in a limited edition of 30 pieces each."
Auf den ersten Blick könnte man meinen, ein Motiv aus der Zukunft zu sehen; ein wilder Schwarm aus digitalen Fragmenten, eine künstliche Intelligenz vielleicht, die fatalerweise zum natürlichen Feind des Menschen geworden ist. Wenn man sich aber ganz nah heran begibt, an diese Arbeit von Julienne Jattiot, kann man erkennen, dass sie im Hochdruckverfahren hergestellt wurde! Während der Farbverlauf im Hintergrund ein Linoldruck ist, sind die kleinen geometrischen Elemente Buchdruck-Ornamente. Jede Linie, jedes Quadrat und jedes Dreieck wurde einzeln per Hand gesetzt, wie es noch bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich war. Der Begriff „Cicero“ stammt von einer typographischen Maßeinheit, die im Buchdruck einer 12 Punkt Schriftgröße entspricht. Der enorme Zeitaufwand, den die Setz-Arbeit jener Ornament-Elemente beansprucht, findet im Titel der Serie seine Entsprechung. Wir denken, dass diese Arbeit ein herausragendes Beispiel gegenwärtiger Druckkunst darstellt – ein Unikat ohnehin – und einmalig in unserer Sammlung.
»Ich kann mich nicht bereden lassen, macht mir den Teufel nur nicht klein.« (J. W. Goethe). Gleichgültig, ob die Seele, das Herz oder der Schatten eines Menschen auf dem Spiel steht, der Handel mit dem Teufel hatte von jeher ernst zu nehmende Folgen. In dem US-amerikanischen Psychothriller "Angel Heart" (1987) geht ein Soldat zur Zeit des zweiten Weltkriegs einen Teufelspakt ein und möchte den Konsequenzen dieses Paktes – dem Verkauf seiner Seele an den Teufel – entgehen, indem er seine Identität tauscht. Die Handlung dieses Films entspricht der eigentümlichen Logik eines Traums, eines Albtraums mit reicher Metaphorik. Es ist eine Suche nach dem Ich, eine Suche des Harry Angel nach der Wahrheit, nach seiner Identität. Sie endet mit der Fahrt zur Hölle. Adelbert von Chamisso schildert in der phantastischen Novelle "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (1813) den Verkauf von Schlemihls Schatten um das Glück zu erlangen. In diesem Tauschgeschäft wird des Menschen Seele zu einem Gegenstand und er büßt ihre Lebendigkeit und Wärme ein. So erwirbt der Held der Romantik durch seinen Reichtum zwar Ansehen, jedoch nur um den Preis eines "kalten" Herzens. Der Verlust des Schattens ist hier gleichbedeutend mit der Gefährdung der persönlichen Identität. Indem sie ihren Schatten verkauft, gibt die handelnde Person einen wesentlichen Teil ihres Ichs auf. Der Schattenlose wird einem Phantom gleich, einem Trugbild, das sich in Nichts auflöst. Zehn Künstler aus Deutschland, Belgien und Südkorea interpretieren die Thematik des Teufelspakts, den »faustian bargain«, mittels der »schwarzen Kunst« des Scherenschnitts, welche den Zeitgenossen Chamissos Gesellschaftsspiel, Kunsthandwerk und wissenschaftliches Experiment zugleich war.
Beteiligte Künstler: C.Pom, Bene Rohlmann, Michael Zander, Boris Servais, Falk Nordmann, Frederik Jurk, Sung Hee Kim, Adrian Wylezol, Dieter Jüdt, Cleo Schwinkowski
Seit 2016 organisieren wir den Workshop "Siebdruck mit Papierschablone" bei uns im Supalife Kiosk. In dieser Zeit sind viele wunderbare Siebdrucke von den Teilnehmern, die oft keine Vorkenntnisse hatten, entstanden. Heute zeigen wir eine kleine Auswahl der Ergebnisse, die jeweils innerhalb eines Sonntag Nachmittags gedruckt wurden. Vielen Dank an alle, die teilgenommen haben. Für alle, die auch mal mitmachen möchten: Im Mai gibt es zwei neue Termine.
"Der Gedanke zu dieser Serie kam mir, als ich durch die Stadt ging, etwas, das immer beruhigend auf meine Psyche wirkt. Ich mag es, während meiner Spaziergänge zu beobachten, wie sich Menschen manifestieren. Ich schaue mir gerne die Architektur an, die Straßenplakate oder wie eine Mauer zerstört wurde. All diese Beobachtungen ließen mich über Zeichen nachdenken, die wir als Menschen in der städtischen Umwelt hinterlassen, die als Zeichen dafür gesehen werden können, dass wir hier sind und leben, sie können unsere Existenz bestätigen. Ich denke dasselbe über meine städtischen Eingriffe: Die Paste-ups, die ich auf die Straße bringe, sind persönliche Erinnerungen daran, dass ich existiere und zu diesem Ort gehöre, dass ich kein Zeitgespenst bin."
ENGLISH VERSION "Being outside and walking around the city always had a calming effect on my psyche. There is something special about being out – I am surrounded by a certain energy of the people, of the urban objects around me, by the vibrant hustle and bustle of life. I like to observe how people manifest themselves, I like to gaze at architecture, to look at the freshly glued street posters or at how a wall was vandalized. All these observations make me think about the marks we leave as humans in the urban environment, they can be seen as signs that we are here and alive, they can confirm our existence and become some kind of reminders of it. I feel the same about my urban interventions, the pasteups that I put on the street: they are personal reminders that I exist and belong to this place, that I am not a ghost of time. Notes to myself is a series of paste-ups that I will be showing between April 29th and May 30th at Supalife Kiosk and from the same date on, to as long as they last, you will also find them on the streets of Berlin, in different corners of the city. In Addition to the paste-ups I will be releasing 3 screen prints in a limited edition of 30 pieces each."
Auf den ersten Blick könnte man meinen, ein Motiv aus der Zukunft zu sehen; ein wilder Schwarm aus digitalen Fragmenten, eine künstliche Intelligenz vielleicht, die fatalerweise zum natürlichen Feind des Menschen geworden ist. Wenn man sich aber ganz nah heran begibt, an diese Arbeit von Julienne Jattiot, kann man erkennen, dass sie im Hochdruckverfahren hergestellt wurde! Während der Farbverlauf im Hintergrund ein Linoldruck ist, sind die kleinen geometrischen Elemente Buchdruck-Ornamente. Jede Linie, jedes Quadrat und jedes Dreieck wurde einzeln per Hand gesetzt, wie es noch bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich war. Der Begriff „Cicero“ stammt von einer typographischen Maßeinheit, die im Buchdruck einer 12 Punkt Schriftgröße entspricht. Der enorme Zeitaufwand, den die Setz-Arbeit jener Ornament-Elemente beansprucht, findet im Titel der Serie seine Entsprechung. Wir denken, dass diese Arbeit ein herausragendes Beispiel gegenwärtiger Druckkunst darstellt – ein Unikat ohnehin – und einmalig in unserer Sammlung.
»Ich kann mich nicht bereden lassen, macht mir den Teufel nur nicht klein.« (J. W. Goethe). Gleichgültig, ob die Seele, das Herz oder der Schatten eines Menschen auf dem Spiel steht, der Handel mit dem Teufel hatte von jeher ernst zu nehmende Folgen. In dem US-amerikanischen Psychothriller "Angel Heart" (1987) geht ein Soldat zur Zeit des zweiten Weltkriegs einen Teufelspakt ein und möchte den Konsequenzen dieses Paktes – dem Verkauf seiner Seele an den Teufel – entgehen, indem er seine Identität tauscht. Die Handlung dieses Films entspricht der eigentümlichen Logik eines Traums, eines Albtraums mit reicher Metaphorik. Es ist eine Suche nach dem Ich, eine Suche des Harry Angel nach der Wahrheit, nach seiner Identität. Sie endet mit der Fahrt zur Hölle. Adelbert von Chamisso schildert in der phantastischen Novelle "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" (1813) den Verkauf von Schlemihls Schatten um das Glück zu erlangen. In diesem Tauschgeschäft wird des Menschen Seele zu einem Gegenstand und er büßt ihre Lebendigkeit und Wärme ein. So erwirbt der Held der Romantik durch seinen Reichtum zwar Ansehen, jedoch nur um den Preis eines "kalten" Herzens. Der Verlust des Schattens ist hier gleichbedeutend mit der Gefährdung der persönlichen Identität. Indem sie ihren Schatten verkauft, gibt die handelnde Person einen wesentlichen Teil ihres Ichs auf. Der Schattenlose wird einem Phantom gleich, einem Trugbild, das sich in Nichts auflöst. Zehn Künstler aus Deutschland, Belgien und Südkorea interpretieren die Thematik des Teufelspakts, den »faustian bargain«, mittels der »schwarzen Kunst« des Scherenschnitts, welche den Zeitgenossen Chamissos Gesellschaftsspiel, Kunsthandwerk und wissenschaftliches Experiment zugleich war.
Beteiligte Künstler: C.Pom, Bene Rohlmann, Michael Zander, Boris Servais, Falk Nordmann, Frederik Jurk, Sung Hee Kim, Adrian Wylezol, Dieter Jüdt, Cleo Schwinkowski
Seit 2016 organisieren wir den Workshop "Siebdruck mit Papierschablone" bei uns im Supalife Kiosk. In dieser Zeit sind viele wunderbare Siebdrucke von den Teilnehmern, die oft keine Vorkenntnisse hatten, entstanden. Heute zeigen wir eine kleine Auswahl der Ergebnisse, die jeweils innerhalb eines Sonntag Nachmittags gedruckt wurden. Vielen Dank an alle, die teilgenommen haben. Für alle, die auch mal mitmachen möchten: Im Mai gibt es zwei neue Termine.