Haben Sie schon mal von Grünow in Mecklenburg gehört? Grünow liegt nördlich des Müritz-Nationalparks und nur 15 Autominuten entfernt von der Feldberger Seenlandschaft. Es gibt genau vier Straßen in Grünow. Die längste heißt Dorfstraße und hier befindet sich auch die STALL-Galerie. Dort lebt und arbeitet der Grafiker und Bildhauer Wolf Leo, wenn er nicht in Berlin ist. Er hat mich gebeten, ihn in dieser Ankündigung nicht als Künstler zu bezeichnen - das war ihm sehr wichtig.
„Der Kunstbegriff ist so unklar, dass er mich sehr wenig interessiert.“, sagt Wolf. „Ich denke mehr an Gestaltung von Gedanken, Visionen und Träumen. So ist mein Spiel mit den Materialien ein Versuch der anderen Möglichkeit von Kommunikation - eine Brücke, eine Sendung - nur wer sich auf etwas ein lässt, wird etwas heraus bekommen.“ Und nach einem Besuch in Wolfs Berliner Studiowohnung haben wir entschieden, uns auf seine Frottagen einzulassen. Die dünnen Blätter mit den groben Walzenspuren haben wieder diesen Charme des Unperfekten, den wir bereits beim Anfertigen von Monotypien schätzen gelernt haben.
„Das Drucken von Frottagen ist schon für sich ein kreativer Vorgang, weil ich mir sehr viel Mühe geben muß um gleiche Drucke zu erreichen, aber das Besondere ist eben - wie im richtigen Leben - der Unterschied, so ist jeder Druck zu 50% ein Unikat. Die Auflagen sind von 6 bis maximal 10 Drucken sehr klein. Ein großer Teil ist auf SeidenPapier oder JapanPapier gedruckt, so daß die Grafiken auch hinterleuchtet werden können, was ihren Reiz steigert.“ Und anstelle eine Rede zu halten, hat Wolf uns vorgeschlagen, lieber die Herstellung von Frottagen zu demonstrieren und die Gäste anzuregen, diese schöne Technik für sich zu entdecken. Wir begrüßen das sehr und freuen uns schon jetzt auf den kommenden Samstag.
Vernissage: Samstag, 8. August 2020, 19 Uhr
Ausstellung: 9. August bis 3. September 2020
Blue 22.59
Serie des Monats
Joe Bentley lebte in Berlin. Er hatte Ärger mit seinen Nachbarn und dem Vermieter und er hatte auch nicht viel übrig für Moabit, oder die dreckige Rostocker Straße in der er wohnte. Er ging mit Hunden fremder Leute spazieren und bekam etwas Geld dafür. Regelmäßig hatte Joe einen neuen Kläffer im Schlepptau, stand bei uns im Laden und erkundigte sich, ob er wieder etwas verkauft hätte. Was Joe aber wirklich begeisterte, waren die Gebäude der Stadt. In kleinen Skizzenheften fertigte er hunderte von Zeichnungen an. Mit einem dicken schwarzen Filzstift brachte er die markantesten Details der Gebäude, in wenigen Strichen, auf den Punkt. Das Ergebnis waren schnelle Blätter mit sehr persönlicher Handschrift.
Auf einem Kunstmarkt an der Oberbaumbrücke traf er auf Julienne Jattiot, die bald darauf eine Präsentation im Supalife Kiosk hatte. Hier wurde die Idee der „blueprints“ ausgebrütet. Gedruckt wurde dann im Siebdruckstudio von Jott P.M., zu denen auch Susann Pönisch und Timo Moors gehören. Joe ist jetzt zurück in Irland. Mit ihm sind auch die Informationen gegangen, um welche konkreten Gebäude es sich in so manchen Bildern handelt. Wenn jemand Licht ins Dunkel bringen kann – wir sind für jeden Hinweis dankbar.
Künstler*in: Joe Bentley Technik: Siebdruck in zwei Farben Format: 21 × 29,7 cm Auflage: offen Jahr: 2020
Der Aufstieg
Siebdruck von Susann Pönisch
Irgendwer hat mal erzählt, dass Susann so lange druckt - also immer noch eine Farbschicht oben drauf – bis das fertige Bild schließlich vor ihr liegt. Das könnte auch die Erklärung dafür sein, warum ihre Siebdrucke so schwer sind, im Gegensatz zu Drucken anderer Künstler. Susanns Farbpalette finde ich einmalig. Und teilweise sehr provokant. Manchmal beginnt die Luft vor einem ihrer Bilder zu flirren, wenn ich davor stehe und mich drauf einlasse. Das ist n ziemlich toller Effekt, weil ich das Gefühl habe, das Bild ist eigentlich lebendig und alles andere als starr. „Der Aufstieg“, ein Siebdruck mit ca. 20 unterschiedlichen Farben, ist auch so ein Fall (s. Bild). Die Stimmung ähnelt einem Traum. Die Farben sind nicht von dieser Welt! In Susanns Worten: „Hier habe ich viel mit Acryl, aber auch Finelinern und Aquarell gearbeitet. Und dann Farbe für Farbe, nach jedem Druckvorgang die nächste Vorlage erstellt, bis das Bild in meinen Augen fertig war. Ich weiß nicht mehr wie lange es gedauert hat.“
Susann hat wie viele in Weißensee studiert. Aber sie hat mir erzählt, dass sie dort eigentlich nur in der Werkstatt war und gedruckt hat. Holz- und Linolschnitte, Radierungen, Siebdrucke. Immer gib ihm! Eine Vollblutdruckerin eben. Und daher ist es uns auch eine große Freude, dass Susann seit einigen Wochen festes Mitglied im Supalife Kollektiv ist. Sie arbeitet hier und wird, genau wie wir anderen, ihre Spuren hinterlassen und den Laden weiter nach vorne bringen. Darauf freuen wir uns.
Haben Sie schon mal von Grünow in Mecklenburg gehört? Grünow liegt nördlich des Müritz-Nationalparks und nur 15 Autominuten entfernt von der Feldberger Seenlandschaft. Es gibt genau vier Straßen in Grünow. Die längste heißt Dorfstraße und hier befindet sich auch die STALL-Galerie. Dort lebt und arbeitet der Grafiker und Bildhauer Wolf Leo, wenn er nicht in Berlin ist. Er hat mich gebeten, ihn in dieser Ankündigung nicht als Künstler zu bezeichnen - das war ihm sehr wichtig.
„Der Kunstbegriff ist so unklar, dass er mich sehr wenig interessiert.“, sagt Wolf. „Ich denke mehr an Gestaltung von Gedanken, Visionen und Träumen. So ist mein Spiel mit den Materialien ein Versuch der anderen Möglichkeit von Kommunikation - eine Brücke, eine Sendung - nur wer sich auf etwas ein lässt, wird etwas heraus bekommen.“ Und nach einem Besuch in Wolfs Berliner Studiowohnung haben wir entschieden, uns auf seine Frottagen einzulassen. Die dünnen Blätter mit den groben Walzenspuren haben wieder diesen Charme des Unperfekten, den wir bereits beim Anfertigen von Monotypien schätzen gelernt haben.
„Das Drucken von Frottagen ist schon für sich ein kreativer Vorgang, weil ich mir sehr viel Mühe geben muß um gleiche Drucke zu erreichen, aber das Besondere ist eben - wie im richtigen Leben - der Unterschied, so ist jeder Druck zu 50% ein Unikat. Die Auflagen sind von 6 bis maximal 10 Drucken sehr klein. Ein großer Teil ist auf SeidenPapier oder JapanPapier gedruckt, so daß die Grafiken auch hinterleuchtet werden können, was ihren Reiz steigert.“ Und anstelle eine Rede zu halten, hat Wolf uns vorgeschlagen, lieber die Herstellung von Frottagen zu demonstrieren und die Gäste anzuregen, diese schöne Technik für sich zu entdecken. Wir begrüßen das sehr und freuen uns schon jetzt auf den kommenden Samstag.
Vernissage: Samstag, 8. August 2020, 19 Uhr
Ausstellung: 9. August bis 3. September 2020
Blue 22.59
Serie des Monats
Joe Bentley lebte in Berlin. Er hatte Ärger mit seinen Nachbarn und dem Vermieter und er hatte auch nicht viel übrig für Moabit, oder die dreckige Rostocker Straße in der er wohnte. Er ging mit Hunden fremder Leute spazieren und bekam etwas Geld dafür. Regelmäßig hatte Joe einen neuen Kläffer im Schlepptau, stand bei uns im Laden und erkundigte sich, ob er wieder etwas verkauft hätte. Was Joe aber wirklich begeisterte, waren die Gebäude der Stadt. In kleinen Skizzenheften fertigte er hunderte von Zeichnungen an. Mit einem dicken schwarzen Filzstift brachte er die markantesten Details der Gebäude, in wenigen Strichen, auf den Punkt. Das Ergebnis waren schnelle Blätter mit sehr persönlicher Handschrift.
Auf einem Kunstmarkt an der Oberbaumbrücke traf er auf Julienne Jattiot, die bald darauf eine Präsentation im Supalife Kiosk hatte. Hier wurde die Idee der „blueprints“ ausgebrütet. Gedruckt wurde dann im Siebdruckstudio von Jott P.M., zu denen auch Susann Pönisch und Timo Moors gehören. Joe ist jetzt zurück in Irland. Mit ihm sind auch die Informationen gegangen, um welche konkreten Gebäude es sich in so manchen Bildern handelt. Wenn jemand Licht ins Dunkel bringen kann – wir sind für jeden Hinweis dankbar.
Künstler*in: Joe Bentley Technik: Siebdruck in zwei Farben Format: 21 × 29,7 cm Auflage: offen Jahr: 2020
Der Aufstieg
Siebdruck von Susann Pönisch
Irgendwer hat mal erzählt, dass Susann so lange druckt - also immer noch eine Farbschicht oben drauf – bis das fertige Bild schließlich vor ihr liegt. Das könnte auch die Erklärung dafür sein, warum ihre Siebdrucke so schwer sind, im Gegensatz zu Drucken anderer Künstler. Susanns Farbpalette finde ich einmalig. Und teilweise sehr provokant. Manchmal beginnt die Luft vor einem ihrer Bilder zu flirren, wenn ich davor stehe und mich drauf einlasse. Das ist n ziemlich toller Effekt, weil ich das Gefühl habe, das Bild ist eigentlich lebendig und alles andere als starr. „Der Aufstieg“, ein Siebdruck mit ca. 20 unterschiedlichen Farben, ist auch so ein Fall (s. Bild). Die Stimmung ähnelt einem Traum. Die Farben sind nicht von dieser Welt! In Susanns Worten: „Hier habe ich viel mit Acryl, aber auch Finelinern und Aquarell gearbeitet. Und dann Farbe für Farbe, nach jedem Druckvorgang die nächste Vorlage erstellt, bis das Bild in meinen Augen fertig war. Ich weiß nicht mehr wie lange es gedauert hat.“
Susann hat wie viele in Weißensee studiert. Aber sie hat mir erzählt, dass sie dort eigentlich nur in der Werkstatt war und gedruckt hat. Holz- und Linolschnitte, Radierungen, Siebdrucke. Immer gib ihm! Eine Vollblutdruckerin eben. Und daher ist es uns auch eine große Freude, dass Susann seit einigen Wochen festes Mitglied im Supalife Kollektiv ist. Sie arbeitet hier und wird, genau wie wir anderen, ihre Spuren hinterlassen und den Laden weiter nach vorne bringen. Darauf freuen wir uns.