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kein was, kein wann, kein wo
Siebdruck des Monats von D[A]P |
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Die Maschine war ein altes Fabrikat aus Italien, glaube ich. Sie sah abgerockt aus und war mit Farbspritzern übersät, aber einmal eingeschaltet, lief die Gute auf Hochtouren. Seit über 20 Jahren druckt Oliver Nerlich die Entwürfe von Künstlern damit, fertigt große Serien und Unikate an. Angefangen hat er, glaub ich, mit Plakaten für Punkkonzerte und Plattencovern. Und während die Künstler den Ruhm einsacken, hält sich der Drucker im Hintergrund. Was sie leisten! Von der Vorbesprechung über die Druckdateien; der Filmherstellung und dem Belichten der Siebe; die Wahl der Farben und des richtigen Papiers; die Auflagenhöhe. Mal ganz abgesehen von dem ganzen technischen Wissen über diese riesigen Maschinen, die für einen Laien wie mich wie Raketentechnik aussieht. Als bei unserem ersten Siebdruck, vor genau einem Jahr, alles eingerichtet war, kam Oli noch kurz vor dem Start mit diesem ultraschwarzen Papier um die Ecke. Er hatte es schon eine Weile herumliegen und vielleicht nur auf den richtigen Moment gewartet. Seine spontane Idee war, dass wir die dunklen Bögen einfach beim Drucken mit durchlaufen lassen. Mal sehen was passiert. Sicher hatte er schon eine gewisse Ahnung, wie seine Ölfarben auf dem Karton stehen würden – na, wir hatten auf jeden Fall keine Einwände und los ging’s. Oli und sein Assistent verschmolzen bald darauf, führten ein strenges Schauspiel auf, immer mit den gleichen Bewegungen. Papier rein, platzieren, Sieb runter, Farbe rüber, Sieb hoch, Papier runter, Papier rein, platzieren, Sieb runter, Farbe rüber, und so weiter. Nur ganz selten rief er im Befehlston „Macke!“ (gemeint war Makulaturpapier für einen Testdruck). Naja, und nach zwei Tagen waren alle fünf Farben gedruckt – vor uns lagen fast hundert Siebdrucke und strahlten uns an. 80 Bögen in der hellen Variante und 10 Bögen in der dunklen Variante. Oli war auch ganz begeistert von dem dunklen Motiv, davon, wie die Farben von dem Nirvana der Poren förmlich verschluckt wurden um als psychedelisches Negativ aus der Tiefe wieder zurück zu kehren. Für deinen Einsatz und deine Intension danken wir dir. Respekt! Künstler*in: Der Anonyme Plakatabriss Technik: Siebdruck in fünf Farben Format: 70 × 100 cm Auflage: 10 Exemplare, nummeriert und signiert Druck: Oliver Nerlich Jahr: 2019 |
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