Es ist genug Angst für alle da - Holger Biermann

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Ich erinnere mich noch genau an diesen Ort. Es fühlte sich so an, als ob im Keller eines Einkaufscenters eine Party stattfand. Es war beklemmend. Es gab keine Fenster, keinen Himmel, nur den Notausgang. Zum Rauchen musste man mit dem Fahrstuhl nach oben fahren. Dort stand ich wie ein Angestellter am Lieferanteneingang und versuchte mich zu entspannen, bevor es wieder unter die Erde ging. Christian und ich spazierten durch die Ausstellung. Ein paar seiner Bilder wurden auch gezeigt. Es war eine Gruppenausstellung. Das bedeutet, dass jeder sein eigenes Ding durchzieht, und möglichst viele Bilder so auf den Wänden verteilt werden, dass kaum Platz zum Atmen ist. An diesem Abend ging es um Fotografie, oder darum gut auszusehen. Ein paar Leute sahen wirklich verflucht gut aus! Und der Laden war gerammelt voll. Christian stellte mich ein paar von ihnen vor – Fotografen, Künstler, Geleristen – nebenbei tranken wir kleine Biere. Ich besorgte immer gleich vier Flaschen und steckte sie in den Mantel, ansonsten hätte man sich sofort wieder anstellen müssen. Ein Kerl war immer in Bewegung, schlich durch die Gegend und fotografierte die Gäste. Christian stellte ihn als Holger vor – Holger Biermann. Er hatte aber keine Zeit für smalltalk und schon war er verschwunden. Als die Toilette verstopft war, konnten wir los. Holger tauchte wieder auf. Wir mussten alle in die selbe Richtung und draußen auf der Straße waren wir in unserem Element. Wir sind dann noch in ein kleines Café gegangen, wo sie große Biere servierten. Wir setzten uns in die Ecke an einen Tisch und fingen an über Fotografie als Kunstform zu reden. Ziemlich schnell fingen Christian und Holger an zu streiten, ab und zu ging ich dazwischen. Jeder vertrat zu dem Thema eine eigene Meinung, es war interessant. Kurze Zeit später zog Holger ein Heft aus der Tasche und schenkte es der Kellnerin. Das war das erste mal, dass ich Fotos von ihm gesehen habe und der Kerl hat wirklich Augen! 

Heute haben wir 18 Hefte von Holger Biermann und stecken mitten in den Vorbereitungen zu seiner ersten Einzelausstellung bei uns im Supalife Kiosk. Bereits im März war die Ausstellung geplant – eine Art Best Of seiner Berlinbilder, doch dann kam Corona und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Aber Holger wäre nicht Holger gewesen, wenn er nicht Potenzial in dieser Krise gesehen hätte. Sein innerer Schweinehund zwang ihn raus, nahm ihn an die Leine und zerrte ihn durch die ganze Stadt um zu fotografieren. Es dauerte auch nicht lange, da war er wieder auf Kurs und erarbeitete eine völlig neue Ausstellungsidee – „quick and dirty“ — Robert Frank hätte das gefallen.

Vernissage: 27. Juni 2020, 19 Uhr

Ausstellung: 28. Juni – 21. Juli 2020

 

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Ich erinnere mich noch genau an diesen Ort. Es fühlte sich so an, als ob im Keller eines Einkaufscenters eine Party stattfand. Es war beklemmend. Es gab keine Fenster, keinen Himmel, nur den Notausgang. Zum Rauchen musste man mit dem Fahrstuhl nach oben fahren. Dort stand ich wie ein Angestellter am Lieferanteneingang und versuchte mich zu entspannen, bevor es wieder unter die Erde ging. Christian und ich spazierten durch die Ausstellung. Ein paar seiner Bilder wurden auch gezeigt. Es war eine Gruppenausstellung. Das bedeutet, dass jeder sein eigenes Ding durchzieht, und möglichst viele Bilder so auf den Wänden verteilt werden, dass kaum Platz zum Atmen ist. An diesem Abend ging es um Fotografie, oder darum gut auszusehen. Ein paar Leute sahen wirklich verflucht gut aus! Und der Laden war gerammelt voll. Christian stellte mich ein paar von ihnen vor – Fotografen, Künstler, Geleristen – nebenbei tranken wir kleine Biere. Ich besorgte immer gleich vier Flaschen und steckte sie in den Mantel, ansonsten hätte man sich sofort wieder anstellen müssen. Ein Kerl war immer in Bewegung, schlich durch die Gegend und fotografierte die Gäste. Christian stellte ihn als Holger vor – Holger Biermann. Er hatte aber keine Zeit für smalltalk und schon war er verschwunden. Als die Toilette verstopft war, konnten wir los. Holger tauchte wieder auf. Wir mussten alle in die selbe Richtung und draußen auf der Straße waren wir in unserem Element. Wir sind dann noch in ein kleines Café gegangen, wo sie große Biere servierten. Wir setzten uns in die Ecke an einen Tisch und fingen an über Fotografie als Kunstform zu reden. Ziemlich schnell fingen Christian und Holger an zu streiten, ab und zu ging ich dazwischen. Jeder vertrat zu dem Thema eine eigene Meinung, es war interessant. Kurze Zeit später zog Holger ein Heft aus der Tasche und schenkte es der Kellnerin. Das war das erste mal, dass ich Fotos von ihm gesehen habe und der Kerl hat wirklich Augen! 

Heute haben wir 18 Hefte von Holger Biermann und stecken mitten in den Vorbereitungen zu seiner ersten Einzelausstellung bei uns im Supalife Kiosk. Bereits im März war die Ausstellung geplant – eine Art Best Of seiner Berlinbilder, doch dann kam Corona und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Aber Holger wäre nicht Holger gewesen, wenn er nicht Potenzial in dieser Krise gesehen hätte. Sein innerer Schweinehund zwang ihn raus, nahm ihn an die Leine und zerrte ihn durch die ganze Stadt um zu fotografieren. Es dauerte auch nicht lange, da war er wieder auf Kurs und erarbeitete eine völlig neue Ausstellungsidee – „quick and dirty“ — Robert Frank hätte das gefallen.

Vernissage: 27. Juni 2020, 19 Uhr

Ausstellung: 28. Juni – 21. Juli 2020

 

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